Test: Nikon Df - Understatement oder Angeberei?

Sammler haben damit eine neue Chance, ihre Objektiv-Schätze zum Einsatz zu bringen.


Test: Nikon Df
© Leben-Digital.at
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Auf den ersten Blick: retro. Das mag bei manchen Betrachtern die Mitleids-Saite zum Klingen bringen, bei Kennern jedoch angenehm groovende Understatement-Akkorde anstimmen. Außen alter Stil, innen neue Technik - eine famose Symbiose - falls man diesen wissenschaftlich gerade verpönten Terminus überhaupt noch benützen will. Dabei geht's hier grad gar nicht um Wirtschaftlichkeit oder Fortschritt, sondern eher um die Grundlagenforschung des fotografischen Wohlfühlens. Einerseits hat man mit Nikons neuer digitaler Spiegelreflexkamera aktuellste Technik in der Hand, anderseits steckt die aber in einem Outfit, das ein bisserl an die Anfänge der emotionellen Höhenflüge bei Nikon erinnert; im Vergleich mit dem "Original", der Kleinbild-Spiegelreflexkamera Nikon F3 aus dem Jahre 1980, jedoch federleicht (knapp 70 Deka ohne Akku). Die Df ist in zwei Versionen zu haben, einmal ganz schwarz, einmal - noch deutlicher retro - mit Silbergehäuse. Natürlich darf da dann die "Abwärtskompatibilität" zu den Objektiven nicht fehlen, die nach 1977 gebaut wurden.

Alte Objektive sind wieder in

An der Oberseite des Gehäuses gibt es manuell zu bedienende Einstellräder für Verschlusszeit, Empfindlichkeiten und Modi - jede erst mit Knopfdruck zu entriegeln. An der Rückseite allerdings gehen wir bereits in die Moderne über: 3,2-Zoll-Display, zusätzlich ein optischer Sucher mit Motivfinder. Was Nostalgiker vermissen werden: der Schnittbildindikator; also nützt man lieber den Live-View-Modus, um das Objektiv zu justieren. Als kleinen Schummler gibt's aber die Scharfstellung mittels sanftem Druck auf den Auslöser. Apropos Objektive: Die Df kann auch mit ganz frühen NIKKOR-Objektiven mit Bajonettverschluss kombiniert werden, Objektiven ohne AI. Das funktioniert dank eines Blendenkupplungshebels an der Kamera. Sammler haben damit eine neue Chance, ihre Schätze zum Einsatz zu bringen.

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Im Inneren steckt der 16 MP Vollformat-CMOS-Sensor, der bereits bei der D4 zum Einsatz kam. Die einstellbare ISO-Skala reicht von 100 bis 12.800 (entsprechend bis 204.800). Trotz der Bildverarbeitungs-Engine EXPEED 3 schafft die Serienbild-Funktion derzeit offiziell 5,5 Frames, anderen Messungen zufolge aber nur 4,6 Frames pro Sekunde, eine "Dämmerlichtaufnahme" braucht knapp eine halbe Sekunde (0,47 sec), bis das diskrete virtuelle Spiegelklappen ertönt. Dafür punktet das System mit Detailschärfe, hoher Farbtreue, natürlicher Sättigung und Tiefe. Die Einschaltzeit beträgt 0,14 Sekunden. Und weil die technische Ausstattung so energieeffizient ist, kommt man mit einer Akku-Ladung (Akku EN-EL 14a) angeblich 1400 Aufnahmen lang aus - um das zu testen, hatten wir die Kamera aber leider nicht lange genug.

Und auch diese Funktionen der aktuellen d-SRL stecken auch in der NIKON Df

Bildformate DX oder 5:4, HDR, die High Dynamic Range-Doppelbelichtung für interessante Lichteffekte, Active D-Lighting, das einen Ausgleich zwischen Kontrastbereichen schafft, eine In-Cam-Bildbearbeitung mit ein paar nützlichen Effekten und eine Picture-Control-Möglichkeit zur Feinabstimmung von Bild-Parametern nach der fertigen Aufnahme. Was es derzeit nicht gibt: Anders als bei den übrigen aktuellen d-SLR-Modellen gibt es bei der Df keine Video-Funktion, keinen Klappblitz und keinen zusätzlichen Batteriegriff. Die NIKON Df ist derzeit mit einem 50-mm-Objektiv um rund 3000 Euro zu bekommen.